Projekte

Ziel der begleitenden Beratung ist es, eine weitestgehende finanzielle, soziale und persönliche Selbständigkeit der Bewohner*innen zu erreichen. Mittelfristig sollen die Bewohner*innen ihr Leben ohne Unterstützung von sozialen Diensten (wieder) eigenständig organisieren und bewältigen.
Zusammenspiel Wohnung und Beratung
Das Beratungsverhältnis ist strukturell und personell von den Bereichen Geschäftsführung, Vermietung und Verwaltung getrennt, um die Vertrauensbeziehung nicht durch mietrechtliche Maßnahmen zu beeinträchtigen.
Das Mietverhältnis ist vorerst befristet; während dieser Zeit sollen die Bewohner*innen (mit unserer Unterstützung) auf dem freien Markt eine Wohnung finden und halten. Wird keine Wohnung gefunden, so kann der Mietvertrag verlängert werden und die Wohnungssuche auf dem freien Wohnungsmarkt geht weiter.
Die begleitende persönliche Hilfe orientiert sich an den Problemlagen und Wünschen jedes Einzelnen. Die Zusammenarbeit wird in einem Gesamtplan vereinbart.
Während der ersten Monate des Mietverhältnisses handelt es sich um ein automatisches Angebot.
Beratungs-Setting
Drei unterschiedliche Beratungsschlüssel eröffnen mittlerweile die Chance, je nach Problemlage der Bewohner*innen, eine unterschiedlich intensive Hilfe anzubieten:
Schlüssel 1:20 (ca. 50 Minuten pro Woche): für Menschen mit geringem Beratungsbedarf
Schlüssel 1:14 (ca. 70 Minuten pro Woche): für Menschen mit erhöhtem Beratungsbedarf
Schlüssel 1:10 (ca. 100 Minuten pro Woche) für Menschen in erschwerten Lebenssituationen
Aufgrund der unterschiedlichen Problemlagen der einzelnen Bewohner*innen sowie der Anhäufung und Verschärfung der Probleme ist es 1999 gelungen, eine Differenzierung der Schlüssel mit dem Kostenträger zu vereinbaren.
Skizzierung der Problematik
Das Leben von Menschen ohne Wohnung ist insbesondere durch Schutzlosigkeit, durch massive Armut, Beschäftigungslosigkeit (häufig mit Defizit an Bildung und beruflicher Qualifikation), sowie Mangel an tragfähigen unterstützenden sozialen Kontakten und Möglichkeiten der Teilnahme am Leben der Gemeinschaft geprägt.
Aus dieser vielschichtigen Armut ergeben sich besondere Lebensverhältnisse, die mit besonderen sozialen Schwierigkeiten verbunden sind.
Das Ausgeliefertsein in dieser Situation bleibt meist nicht ohne körperliche und seelische Auswirkungen. Seelische Kränkung und Hoffnungslosigkeit blockieren häufig die Selbsthilfekräfte. Die begleitende Beratung orientiert sich am Bedürfnis jedes Einzelnen, wobei die jeweilige Problemlage unterschiedliche Schwerpunkte erfordert, diese könnten sein:
- Sicherung der Existenzgrundlage durch Abklärung materieller Ansprüche und Hilfestellung bei einer eventuell anfallenden Schuldenbereinigung
- Unterstützung bei der Suche nach Arbeit durch Unterstützung bei der Vermittlung geeigneter Maßnahmen, Bearbeitung der Bewerbungsunterlagen und Motivationsarbeit. Schrittweise (Wieder) Einführung in den Arbeitsalltag
- Gesundheitliche Rehabilitation durch Vermittlung an geeignete Ärzte / Stellen / Rehabilitationsmaßnahmen, Hilfestellung bei der nötigen Antragstellung, bei Bedarf Begleitung zu Terminen
- Aufrechterhaltung / Vermittlung sozialer Kontakte durch Anregung zur Freizeitgestaltung, Informationen über Aktivitäten verschiedener Organisationen
Weitere Angebote sind Hilfen beim:
- Zusammenleben in einer Mietergemeinschaft,
- Gewöhnen an das Leben in einer Wohnung durch Hilfestellung beim Erlernen des Umgangs mit Haustechnik, Reinigung, Hygiene, Ernährung, Renovierung, etc.
- Umgang mit Ämtern und Behörden durch Unterstützung beim Verstehen von Bescheiden, beim Beantworten von Schreiben, beim Ausfüllen von Anträgen, Begleitung zu Terminen,
- Überblick über örtliche Hilfs- und Beratungsmöglichkeiten bei speziellen Problemen,
- Erlangen grundlegender Rechtskenntnisse (Miet- u. Vertragsrecht, Versicherungen, Steuer, …),
- Suche nach dauerhaftem Wohnraum
- Krisenintervention
Wir versuchen mit unserer Arbeit einen ganzheitlichen Ansatz mit umfassendem Hilfsangebot zu verwirklichen. Menschen mit besonderen Bedarfen (wie z.B. Psychotherapie …) werden an Fachdienste weitervermittelt. Hier ist (oft schwierige) Motivations- und Vermittlungsarbeit zu leisten.
Unsere Hilfe soll ein Angebot sein und versteht sich prinzipiell als Hilfe zur Selbsthilfe.
Probleme, welche die Arbeit erschweren:
- Schlechtere Rahmenbedingungen
Hierzu gehören Einschnitte bei den Sozialleistungen, wie z.B. die Kürzungen bei der Arbeitslosenunterstützung. Dies führt zu einer zunehmenden Armut. Persönlich bedeutet das für die Betroffenen ein nochmaliges “Abrutschen” mit dem Gefühl weiterer Entwertung. Die politisch gewollte geringere materielle Versorgung armer Menschen lässt den Ausspruch auf ein Leben in Würde zur Farce werden.
Eine Verdrängung von oben nach unten findet sowohl auf dem Wohnungs- als auch auf dem Arbeitsmarkt statt, so dass der Personenkreis der (ehemals) Wohnungslosen Ausgrenzung von allen Ressourcen erlebt. - Verjüngtes Klientel mit komplexen Problemlagen
Die Verjüngung unseres Klientels sowie die Zunahme an immer komplexeren Problemlagen schlägt sich in der Dauer der begleitenden Beratung nieder.
Es gibt Personen, die nur mit Hilfe längerfristiger Begleitung ihre Wohnung halten können. Das ist aber immer noch effektiver und langfristig kostengünstiger als erneute Obdachlosigkeit.
Anzumerken bleibt noch, dass sich die Integration nicht linear zur Beratungsdauer entwickeln muss. Rückschläge nach einer anfänglichen Stabilisierung sind nicht selten. - Konzeptionelle “Lücken”
Bewohner*innen, welche die begleitende Beratung beendet haben und nach einer gewissen Zeit wieder Unterstützung benötigen, werden natürlich mit ihren Problemen nicht alleine gelassen. Da es für diese Personen jedoch keine Kostenersätze mehr gibt, binden sie Beratungs- und Verwaltungsressourcen, die “zu Lasten” derer gehen, die noch in begleitender Beratung sind.